Fußchirurgie [Operative Therapie]

Im weiten Feld der Erkrankungen des Fußes spielen die Fehlstellungen der Zehen durch ihre Häufigkeit die entscheidende Rolle. Der sogenannte Hallux valgus (Abweichung der Großzehe in Richtung Fußaußenrand) führt die Rangliste an. Auf den Plätzen folgen die Fehlstellungen der Kleinzehen (Krallenzeh, Hammerzeh), je nach Form der Fehlstellung und der Hallux rigidus (abnutzungsbedingte Bewegungseinschränkung des Großzehengelenks).

Ursächlich ist meist die vererbte Fußform in Kombination mit der Verbreiterung des Fußes im Laufe des Lebens sowie das Tragen von spitzen und /oder hohen Schuhen. Eine Bindegewebsschwäche, entzündliche Gelenkerkrankungen, Unfallfolgen und Erkrankungen der Nerven stellen ebenfalls mögliche Ursachen dar.

Frauen sind von Zehenfehlstellungen drei mal häufiger betroffen als Männer.


Der perfekte Fuß

Warum sollten Zehenfehlstellungen korrigiert werden?

Aus Sicht des Patienten nehmen sie im Laufe der Jahre zu und führen zu erheblichen Beschwerden vor allem beim Tragen des Schuhwerks. Die Entscheidung “ mache ich die Schuhe passend zum Fuß oder den Fuß passend zu den Schuhen“ ist dann zu treffen. Zehenfehlstellungen sind aber strukturelle Veränderungen. Die Wahl der Schuhe inclusive aller Einlagen und Zurichtungen ist nur eine Anpassung an das eigentliche Problem, keine ursächliche Lösung. Nur eine entsprechende Operation kann die Struktur der Fehlstellung nachhaltig ändern.

Aus Sicht des Mediziners erreicht die Korrektur auch eine Normalisierung der Gelenkbelastung der betroffenen Zehen und eine der Lastverteilung im Vorfußbereich.

Wann sollte operiert werden?

Der Zeitpunkt richtet sich nach dem Leidensdruck des Betroffenen. Grundsätzlich wird der Eingriff jedoch durch Hinauszögern und Zunahme der Fehlstellung nicht einfacher. Folgeschäden der Fehlstellung wie Abnutzung der betroffenen Gelenke und Fehlsbelastungen umliegender Gelenke sollten bei der Wahl des geeigneten Zeitpunkts berücksichtigt werden.

Welche Operationsmethoden gibt es?

In der Literatur sind etwa 150 verschiedene Verfahren allein der Großzehenfehlstellung beschrieben. Dies zeigt, daß es das Verfahren für alle Formveränderungen nicht gibt.

Der Operateur wird durch seine Ausbildung und das hier Erlernte geprägt, jahrelange Erfahrung lassen den Arzt bestimmte Operationsmethoden bevorzugen.

Die moderne Vorfußchirurgie hat den Anspruch möglichst gelenkerhaltend vorzugehen. Für die Wahl des Verfahrens beim sogennanten Hallux valgus spielt der Winkel zwischen dem ersten und zweiten Mittelfußknochen, der Gelenkflächenwinkel des Großzehengrundgelenks und die Verschiebung der Zehen die entscheidende Rolle.

Grundsätzlich gilt, je größer Winkel zwischen erstem und zweiten Mittelfußknochen, desto weiter Richtung Mittelfuß sollte die knöcherne Korrektur durchgeführt werden.

Op Verfahren Hallux valgus:

  • Großzehenverformung: OP nach Akin
  • leichte Winkelerhöhung: Op nach Chevron
  • mittlere Winkelerhöhung: OP nach Scarf
  • große Winkelerhöhung: OP öffnende oder schließende Basisosteotomie

Unter Berücksichtigung des Gelenkflächenwinkels des Großzehengrundgelenks ist eine Kombination der Op nach Chevron und der Basisosteotomie, eine Kapsellockerung außen mit Raffung innenseitig und eine Operation nach Akin am langen Großzehenknochen ergänzend notwendig.

Die Stellung der knöchernen Korrekturen wird mit Klammern (Op nach Akin), 2 gewindigen Schrauben (Op nach Chevron oder Scarf) oder winkelstabilen Platten (Basisosteotomie) gesichert. Eine Metallentfernung nach knöcherner Durchbauung ist bei der Basisosteotomie sinnvoll.

Op Verfahren Kleinzehen:

Krallenzehen oder Hammer- werden je nach Gelenkbeweglichkeit durch Sehenverlagerungen, Knochenverkürzung oder Gelenkteilentfernung operativ korrigiert.

Druckprobleme unter den Mittelfußköpfchen werden durch die Operation nach Weil mit Verschiebung des Kleinzehengelenks Richtung Ferse behoben. Ein Anheben des Gelenks durch Entnahme einer Knochenscheibe kann ergänzend erforderlich sein.

Der sogenannte Schneiderballen der 5 Zehe wird mit der Operation nach Kramer korrigiert.

Abhängig von der Zahl der zu operierenden Zehen und der angewendeten Verfahren kann eine Operation bis zu 1,5 Stunden dauern.

Eine spätere Metallentfernung kann notwendig sein. Drahtstabilisierungen werden nach 2-6 Wochen entfernt, Plattensysteme ca 1 Jahr nach der Operation. Im Knochen versenkte Gewindeschrauben müssen nicht entfernt werden.

Nachbehandlung:

Je nach Operationsverfahren kann das Tragen eines sogenannten Vorfußentlastungsschuhs bis zu 6 Wochen erforderlich sein. Dies richtet sich nach der Zeit, die die Knochen zur stabilen Ausheilung benötigen. In diesem Schuh ist die Vollbelastung des Fußes in Abhängigkeit der operationsbedingten Beschwerden erlaubt. Eine Gipsruhigstellung ist in der Regel nicht notwendig.

Bis zur Fadenentfernung nach ca 10-14 Tagen wird eine spezielle Verbandstechnik, der sogenannte Kramer Verband angelegt. Sie stabilisert vor allem die korrigierten Kapsel- und Bandstrukturen am operierten Fuß. Der Verband wird alle 1-3 Tage erneuert. Nach Fadenentfernung wird zum gleichen Zweck eine Zehenbandage bis zur 6 postoperativen Woche angepaßt.

Bis zum Fadenzug muß das Operationsgebiet trocken gehalten werden, Duschen ist ab dem Fadenzug erlaubt.

Bis zum Erreichen der Vollbelastung sind eine Thromboseprophylaxe mit täglichen Injektionen unter die Haut und Kompressionsstrümpfe zwingend erforderlich.

Der Übergang zur Belastung im normalen Schuhwerk erfolgt nach Freigabe durch den Operateur fließend, das heißt der Vorfußentlastungsschuh und der Normalschuh werdend so wie der Fuß es „erlaubt“ wechselnd getragen.Diese Übergangsphase kann bis zu 6 Monaten dauern.

Operierte Füße neigen zu Schwellungen. Dem begegnet man durch reglemäßiges Hochlagern des Fußes über Herzniveau und Einschränken der Belastung. Diese Neigung belastet den Patienten häufig am Längsten.